Montag, 25. Februar 2013

Meine Perlenecke

Da ja einige von euch wissen wollten, wie ich meine Glasperlen mache,
 habe ich heute Morgen mal versucht ein paar passende Bilder zu schießen.
Leider sind die Fotos am laufenden Brenner nichts geworden, wie ich schon befürchtet hatte.
Da muss ich meinen Männe nochmal um Hilfe bitten,
denn so waren die Bilder einfach nur überbelichtet.

Wie schon in den anderen Beiträgen zum Thema berichtet,
werden die Perlen nicht , wie viele Leute glauben, so gemacht,
dass man in eine Murmel ein Loch bohrt.

Aber alles von Anfang an.

Dieses hier ist mein Arbeitsplatz wo ich die Perlen drehe.
Zur Zeit ist der noch in der Küche/Wohnzimmer unter der Dachschräge 
(von denen wir eine Menge haben), aber da ich ja klein bin, macht mir das nichts aus.
 Wie man sieht - hier herrscht so ein wenig das geordnete Chaos.

Es soll eigentlich Glasstäbe und Kühlgranulat heißen, aber Umlaute mag es wohl nicht...


Das ist mein kleiner Drache - der Nortel Minor Zweigasbrenner.
Zweigas bedeutet, dass der Brenner nicht nur Propan-Gas verbrennt,
sondern auch aus der Umgebungsluft gefilterten Sauerstoff.
Dadurch entsteht eine heißere Flamme, die um Längen leiser ist
und somit das Arbeiten angenehmer macht.
Den Sauerstoff bekomm ich von einem Sauerstoffkonzentrator,
der eigentlich zur Versorgung von kranken Menschen gebaut wurde.
Arbeiten bei guter belüftung ist somit nicht nur wegen des Sauerstoffs für den Brenner,
sondern auch für mich wegen der gegebenenfalls entstehenden
Gase beim Schmelzen des Glases wichtig.
Im Sommer wird im Garten an der frischen Lust geperlt :)

Glas schmilzt etwa wie Eisen bei 1200°C - nur mal so,
um eine Vorstellung davon zu haben, wie heiß das ist.


Dieses sind die Glasstäbe, mit denen man arbeitet.
Sie sind ganz einfach fertig in verschiedenen Durchmessern zu kaufen
und sind von der Qualiät her Muranoglas.
Die Farben entstehen durch verschiedene Metalloxide.
Dadurch sind z.B. pinke bis lila Gläser so unglaublich teuer,
denn das dafür verwendete Metall ist Gold.
Da kann dann das Kilo schon mal über 50 Euro kosten.
Aber es geht auch teurer ;)

Doch bevor ich loslegen kann müssen die Metallstäbe (Dorne),
auf denen ich die Perlen wickel, vorbereitet werden.
Würde ich das heiße Glas einfach auf das heiße Metall drehen,
so hätte ich im Nächhinein einen schönen Blumenstecker,
aber die Perle würde nie wieder herrunter gehen.
Dafür werden die unbedingt fettfreien Stäbe in ein Trennmittel getaucht.
Nach dem Trocknen können dann die Glasperlen entstehen.

Dazu halte ich erst den Dorn in die Flamme und bringe ihn zum Glühen.
Danach wird der Glasstab erst vorsichtig und langsam, dann schneller erhitzt,
da einem sonst das Glas um die Ohren fliegt.
Aber ich habe eine Schutzbrille (chices Ding xD), die mich davor und vor
dem Licht der Flamme schützt.
Sobald das Glas anfängt etwa erbsengroß zu glühen kann ich anfangen
das flüssige Glas um den Dorn zu wickeln, den ich in der anderen Hand leicht drehe.
Das hat also ein wenig was von Garn auf die Spule beim Spinnrad wickeln.
Sobald ich mich dazu entscheide, dass ich genügend Glas auf dem Dorn habe,
ziehe ich den Glasstab weg und bring mein kleines,
unebenes Häufchen Glas auf dem Dorn zum erneuten Schmelzen.
Ziel ist es dabei das Glas komplett durchzuheißen und duch die Drehbewegung
zu einer runden Perle zu formen. Das klingt leichter als es ist, denn um so heißer das Glas ist,
um so flüssiger ist es und dann hat man ganz schnell ein Ei und keine runde Perle. 
Die Schwerkraft macht sich da manchmal einen Spaß draus.


Das sind die Perlen, die heute Morgen entstanden sind.
Hier sieht man auch ganz gut das Trennmittel im oberen Bereich.
Diese Perlen sind nun schon ausgekühlt und können gelöst werden.
Bei etwa 1 Cent großen Glasperlen dauert das Auskühlen etwa eine Stunde
bis das glühende Glas auf Zimmertemperatur heruntergeht.
Allgemein muss das Abkühlen langsam passieren und verläuft proportional zu Größe.
Ansonsten entstaht eine Spannung im Glas, die zu Rissen bis hin zu Brüchen führt.
Die müssen anfangs nicht sichtbar sein, ein kleiner Haarriss genügt.
Aber sollte diese Perle dann z.B. auf den Boden fallen, 
dann zerspringt sie. Vielleicht kann manch einer sich jetzt erklären,
warum handgefertigte Perlen neben dem Aspekt der Handwerkskunst und des Materials
im Gegensatz zu maschinell gefertigten so teuer sind.


Um die Perlen vom Dorn zu lösen, gebe ich sie in ein Glas mit Wasser.
Das Trennmittel ist sehr zerbrechlich und lässt sich danach mit den Fongern wegbröseln.
Das Wasser fange ich in einer Schale auf und säubere mit einer Diamantfeile
die Dornenkanäle von Hand. Dabei wird das Trennmittel im Inneren der Perle entfernt
und eventuelle äußere scharfe Kanten können abgestumpft werden.
Das Trennmittel liegt hier zB oben als grauer Satz.
Das Wasser wird vor dem Wegkippen gefiltert.

Und das hier ist meine heutige Ausbeute :)


18 Perlen kleine Perlen - dafür saß ich etwa 1 Stunde am Brenner.

Für mich sind dabei heute Morgen aus den kleinen beigen Perlen
diese beiden Ohrringe entstanden.
Vielleicht kann man dadurch sich etwa die Größe der einzelnen Perlen vorstellen.

 
Ich hoffe ich konnte euch einigermaßen Erklären, 
wie man die Perlen nun macht, wie der Arbeitsplatz ausschaut.
Wenn ihr noch weitere Fragen habt, dann stellt sie ruhig.
 

3 Kommentare:

  1. Cool, das ist ja interessant. Deshalb redest du also vom "Perlen wickeln". Danke für die ausführliche Beschreibung. :)
    Die dunkelblaue Perle hat eine tolle Farbe. Die anderen sind natürlich auch schön, aber die gefällt mir besonders. (Und die lilanen, die du mir zum Geburtstag gemacht hast natürlich!)

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  2. Wie toll - wann bist Du soweit, dass du das erste Seminar geben kannst? Das Thema Perlen reizt mich auch schon lange.

    Lg
    Margit

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    1. Liebe Margit,

      ich kann es dir hier gerne mal bei Tee und Kuchen zeigen,
      aber ich würde niemals von mir behaupten es als Seminar vermitteln zu können. Dafür gibt PerlenmacherInnen, die das seit Jahren praktizieren und erfahren im Lehren sind :)

      LG

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